Belgrad Encuentro 2011

Ja, das ist Arce. Vor dem Friseur. Ansonsten wurden fast alle Vorurteile über Serbien und seine Bewohner zertrümmert. Schade eigentlich, es lebt sich gut in ihnen. Böser, böser, böser Serbe.

Belgrad ist groß. An Fläche. An seinen Bewohnerinnen. Kein Gendergeschreibse, es sind tatsächlich die Bewohnerinnen gemeint. Bewohner nicht so geschaut, waren alle beim Basketballtraining. Also große Frauen, jedes Detail auslassend und nichts wird verspielt verborgen, archetypisch, das Über-Ich jault, das Es kriecht raus und brüllt. Ego verängstigt. Ankunft Nikola Tesla (der war bis dato Italiener in meiner Bildung) Erport, vertrauenserweckende Kutscher raunen Zahlen, keine Ahnung, ob sie Drogen oder Frauen verkaufen oder Fahrten ins Zentrum.
Was auch immer, es ist zu teuer. Hotel wurde kurz vor unserer Ankunft von der Flüchtlingshilfe geräumt, das 4er Apartment ist für 2 verliebte Kinder zu eng. Better-H und Glück der Erde gründeten eine Spielgruppe und probierten es.
Ö1 Karenz und ich buchten den 2. Stock, unsere Füße berührten sich fast nicht beim Einschlafen. Stadtrundgang Belgrad. Serbische Kulturgeschichte gab es als Wörter bis dato in meinen Vorurteilen, im Urteil kommen sie nicht mehr vor. So mancher FHler (Bachelor für die Leser aus Deutschland) könnte sich ein Zweitstudium zum selbigen Thema überlegen. Zum Mag FH oder DI FH gibts noch den Serbian Master of Art. Strache könnte endlich zu akademischen Ehren gelangen, zwischen 2 Drei-Bierbestellungen müsste die Prüfung zu schaffen sein.

Die Burg zu Belgrad, durch doppelt so hohe Wehrmauern geschützt.
Veranstaltungszentrum Pottendorf ist verspielter.

Gleich daneben ein kleines Fachwerkshaus, wahrscheinlich von fleißigen Gastarbeitern errichtet.

 

Geld für moderne Waffen ist immer da, fürs Dach reichts dann nicht mehr.

Niki Saint-Phalle für ganz Arme.

 

Aber das Leben sucht sich selbiges, wenn auch anders als erwartet. Die Prunkpaläste, Brunnen, Fassaden, die Kunst, die in Rom aus jeder Pore atmet, die den erhabenen Menschen in Dir anspricht, die Dich erhöht und ein wenig arrogant macht, hier kriegst Du sie nicht.
Und fühlst trotzdem Leben in Dir aufsteigen, allerdings ohne Besteck und Wein willst Du aus der Flasche trinken. Es ist eine freundliche Stadt, die Menschen sind freundlich, sie wirken weniger beinflusst von der globalisierten Art Stadt zu leben, zu planen, alles richtig zu machen. Die Belohnung heißt Lebensfreude.

Abendessen im Dorian Gray, auch wir saufen und fressen als ob wir morgen den Kosovo rückerobern müssen, und bleiben doch makellos tanzbar, Oscar Wilde hätte seine Freude mit uns gehabt.
Ab in die Milonga und es bestätigt sich wie schon öfters, dass diese großen Veranstaltungen ein Schautanzen der Eitelkeiten sind, mehr ein Vortanzen für die Maestros, die an der Stirnseite wie Stars platziert wurden. Erhöht mit Tischen und bewundernder Entourage.
Noelia und Pablo haben brav vorgetanzt, gefielen mir mal besser. Ab ins Flüchtlingsheim und ein paar Stunden Schlaf mit taub gemachten Ohren genossen.

Nächster Tag Stadtrundgang, Sonne schien, klare Luft, viel Wind, so soll Stadt sein. Belgrad erinnert an ein Kind von Sofia und Buenos Aires, also man erkennt die Ähnlichkeiten, aber doch im Heim aufgewachsen.

 

Nachmittagspractica, die im gleichen Gebäude wie die Klassen waren, dadurch ein Kommen und Gehen und Sehen und Gesehen-Werden. Bisschen getanzt, Abend im Dorian Gray, Samstag Abend Milonga noch voller als der Freitag. Gleiche Stimmung, gleicher Ort, gleichen Leute.
Nett zu beobachten, ich zieh mich dann gerne in eine Beobachterposition zurück und tanze eher weniger, an diesem Abend einmal. Manche Tänzer sind noch immer im Krieg.

Auftritt Arce/Montes: eine glückliche Kombination von Menschen, die das Leben genau dort, und zwar nur genau dort, hingestellt hat, wo sie das größtmögliche Glück für andere (und für sich) produzieren können. Mit einer Art Tango(show) zu tanzen, die perfekt in die heutige Zeit passt. Schnell, professionell, wow.

 

Sonntag nachmittag Rückflug nach Wien.

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